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Dieter Burmester

Bei Dieter Burmester zu Hause

Sonnendeck und Segeltörn

Was macht der bekannteste Highender Deutschlands‚ wenn er mal nicht auf Dienstreisen ist oder Nobel-HiFi entwirft?

Bilder Stefan Schulwitz

Dieter Burmester

Ein Gitarrenplektrum als Wohnungsschlüssel? Davon träumt so mancher Hobby- Gitarrist. Und so mancher Profi wohl auch. Doch genau so hat’s bei uns funktioniert – wenigstens im übertragenen Sinne: Zum Abschluss der Firmenreportage über Burmester Audiosysteme (siehe FIDELITY Nr. 9, Ausgabe 5/2013) zückte der Chef sein Lieblingsplektrum und lud uns spontan zu sich nach Hause ein. Zuhause – das ist für Dieter Burmester seit 1968 in Berlin. Auch jetzt noch ist der High-End-Pionier, 1946 in Österreich geboren und in Niedersachsen aufgewachsen, beruflich viel unterwegs. Und freut sich, wenn es wieder Zeit ist, Kurs auf Berlin zu nehmen, wo das eigene Domizil mitsamt Gitarrensammlung auf ihn wartet.
Burmesters Privatadresse liegt keineswegs im Grünen vor den Toren Berlins oder mitten in einem der angesagten Stadtteile, sondern direkt an der Grenze zu einem etwas feineren „Kiez“, wie der Berliner sein Viertel nennt. Der Hausherr kann locker bis dorthin – und sogar drüber hinweg – schauen, ohne dass die Nachbarn davon etwas mitbekommen. Die oberste Etage eines tipptopp sanierten Gründerzeithauses bietet diesbezüglich Vorteile. Als Dieter Burmester vor ein paar Jahren eine neue private Bleibe suchte, fand er hier eine wirklich großzügig geschnittene Dachgeschosswohnung, die er praktischerweise nach eigenen Ideen planen und ausbauen konnte. Daher ist der Grundriss durchweg offen und die hohen Räume wirken aus vielerlei Blickwinkeln hinreißend weitläufig. Das Interieur wiederum trägt die klare, absolut stilsichere Handschrift seiner charmanten Frau. Insgesamt wirkt das Burmester’sche Refugium einladend, freundlich und hell, selbst dort, wo normalerweise Kunstlicht angesagt wäre. So sorgt im Eingangsbereich ein zusätzlicher Lichtschacht für eine Extraportion Tageslicht.
Es ist übrigens Samstagvormittag, und die Sonne strahlt mit voller Hochsommerpower. Also führt uns der Frischluftfan quer durchs offene Wohnzimmer (bestückt mit Stutzflügel, Kamin und einer Komplettanlage von Sie-wissen-schon-wem) weiter in Richtung Dachterrasse. Eine schmale Freitreppe leitet uns zwischen weißer Chefküche, Esstisch und tiefroter Sitzgruppe erst zu einer kuscheligen Leseecke mit Gästeschlafsofa, schließlich hinaus auf ein großes holzbeplanktes „Sonnendeck“.

Ja, hier lässt sich’s in der Metropole auch im drückenden Hochsommer sehr gut aushalten, finden Fotograf Stefan Schulwitz und ich. Die Aussicht über die Dächer von Berlin ist schlicht grandios. Linkerhand parken zwei Liegestühle vor einem Gartenhäuschen, rundherum wird die Dachterrasse von einer Edelstahlreling und stilvoller Begrünung begrenzt. Weiter hinten in einer Terrassenbucht lockt, von Segeltuch beschattet und noch höherem Grün umgeben, ein Tisch voller Leckereien, an dem wir uns gerne niederlassen. Eine angenehme leichte Brise kommt auf, während erste private Stories aus der Jugend ausgepackt werden, bis es dann schon wieder Zeit ist für die versprochene kleine Führung durch die „Instrumentenausstellung“.
Dieter Burmester hat bekanntermaßen ein großes Faible für Gitarren und Studiotechnik. Und reitet dieses Steckenpferd auch gut und gerne. Bis wir das private Tonstudio und die Gitarrensammlung erreichen, haben wir Arbeits-, Schlaf- und Gästeräume durchschritten und angeschaut, sind an winkligen Dachgeschoss-Ecken abgebogen und wieder umgekehrt – vor allem aber haben wir, quasi ganz nebenbei, den einen oder anderen Lautsprecher-Prototypen gezeigt und erklärt bekommen. Und ich gebe gerne zu, dass deshalb meine Orientierung ein wenig schwächelt. Doch der Anblick der sauber aufgereihten Gitarren entschädigt für alles. Die meisten der Vier- und Sechssaiter hängen an einer selbst entworfenen Schiebekonstruktion, dahinter verbirgt sich jede Menge Stauraum – clever! Die Beleuchtung hier ist natürlich auf die Edelklampfen ausgerichtet, doch meinem nun wieder entspannten HiFi- Adlerauge entgeht nicht, dass oben auf dem Schrank alte QUAD-Verstärker die Szenerie überblicken.
„Damit hat tatsächlich alles angefangen“, sagt der Firmenchef mit freudigem Unterton, als er den bestens erhaltenen QUAD Preamp zum Fotografieren vom Schrank pflückt. „Anfang der 70er bestand der Freund eines Freundes darauf, dass ich – als Musiker – das mal hören sollte. Und so erlebte ich zum ersten Mal QUAD II und 22 an der ESL 57. Damit erschloss sich mir eine neue Welt!“ Der Rest ist High-End-Geschichte, vom ersten eigenen Preamp 777 bis zum beeindruckenden Vollsortiment der Jetztzeit. Dazwischen gab es aber auch besagte Lautsprecher-Prototypen, die es aus unterschiedlichen Gründen nicht bis in die Serienfertigung schafften. An der Klangqualität lag es nie; die artgerechte Haltung der Einzelstücke im Burmester’schen Privatpark tritt den Beweis an: Ein Pärchen Kompaktmonitore steht etwa auf dem Mischpult im Tonstudio, nie gesehene Standboxen-Zwillinge erklingen im Gästezimmer, ein spezieller Centerspeaker tarnt sich im Wohnzimmer. Und dahin geht’s nun auch – mitsamt einer Handvoll selbst gebrannter CDs.

Den Rückweg zum Wohnzimmer finde ich nun auf Anhieb, den erwähnten Centerspeaker jedoch erst nach mehrmaligem Hinschauen. Er ist viel unauffälliger ins große Stereosystem integriert als der zweiarmige Thorens Reference, der hier fürs Vinyl zuständig ist. Tatsächlich ist der private Dieter Burmester, was Musik und Musikwiedergabe angeht, ein echter Old-School-Mann: Wenn ihn der Hafer sticht, wird handgemachter, deftiger Rock aufgelegt, und das auch nicht zu leise. Die Energie der Musik muss ihn packen, dann fühlt er sich an die eigenen Live-Erfahrungen erinnert. Sagt’s, legt eine selbst gebrannte CD auf – und bekommt prompt eine sichtbare Gänsehaut. Kein Wunder, denn es geht auf diesem Live-Mitschnitt seiner alten Band echt zur Sache. Respekt, Herr Kollege, das ist wirklich tight und saftig! Sehr viel zahmer, geradezu zart erklingt dann der im eigenen Tonstudio aufgenommene Song, den er eigens für seine Liebste zum letztjährigen Segeltörn komponiert hat. Denn der einst passionierte Windsurfer erholt sich immer noch gerne auf dem Wasser, am liebsten mit ein paar Freunden beim Segeln. Doch er ist auch wirklich gern als Privatmensch zu Hause. Sein Lieblingsplektrum erinnert ihn tagtäglich daran.

3 Fragen an Dieter Burmester: Das Video hier <–

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