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Playback Designs MPS-3

Playback Designs MPS-3

Warm anziehen!

Fertig. Aus. Ende

Playback Designs MPS-3

An sich dachte ich, die ganze Sache wäre nunmehr erledigt. An einem Punkt ange­kommen, an dem es nicht mehr viel zu entwickeln gibt. Außer vielleicht die übli­chen Verfeinerungen hie und da, plus das übliche Bauteil-Geschwurbel, während die ganz Ratlosen – wie immer – halt die Frontplatten dicker machen. Mit anderen Worten: Wenn nun HD-Audio und letztlich das derzeit gehypte DSD „durch“ sind, dann ist in der digitalen Audiotechnik, zumin­dest wenn es um D/A-Wandler geht, erst mal Schluss. 32-Bit-Chips, die bis hin zu DSD alle relevanten Au­dio-Datenformate verarbeiten können, sind wohl der Gipfel der Fahnenstange, weil es angesichts der vor­liegenden Tonkonserven keinen großen Sinn machen würde, darüber hinauszugehen. Klanglich betrachtet schmolzen bei den Geräten zuletzt sogar die Unter­schiede zwischen grob verschiedenen Preisklassen auf ein Maß zusammen, das zwar immer noch Raum für persönliche Vorlieben lässt, prinzipiell aber eher akademischer Natur ist; die erfreuliche Nichtlinearität zwischen Preis und Klang beweisen etwa Maschinchen wie der neulich in FIDELITY besprochene TEAC-Wandler UD-501. Mit einem Satz schöner HD-Files auf der Festplatte und einem guten Softwareplayer drohte die Geschichte damit tatsächlich so langweilig zu wer­den, dass man sich getrost wieder auf die Justage von Tonabnehmern stürzen könnte …

Vorschlaghammer

So weit die (oder genauer: meine) Theorie. Die aber schon mit den ersten Takten des kalt startenden MPS-3 von Playback Designs praktisch atomisiert wurde, heruntergeklappte Kinnlade inklusive. Dieser freundliche kleine Hinweis, sozusagen mit einem virtuellen Vorschlaghammer überreicht, sollte heißen: Da geht noch was. Und damit ist nicht die übliche Erbsenzählerei gemeint, nein, der MPS-3 spielt in einer anderen Liga, und zwar in einer, von der ich nicht wusste, dass sie überhaupt existiert. Beim MPS-3 handelt es sich eigentlich um eine Art Kombigerät, nämlich um einen CD-Player plus einen D/A-Wandler mit allen wichtigen Eingängen. Ich persönlich habe mit CD-Playern übrigens Frieden geschlossen, indem ich keinen mehr brauche (außer in Situationen, in denen ich den Mac inklusive iTunes, Audirvana und Midi-Einstellungen an die Wand werfen möchte – jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt und etwas anderes behauptet, lügt). Trotzdem muss ich zugeben, dass eine Kombination aus Player und „computerfähigem“ Wandler für viele Geschmäcker wohl die flexibelste Lösung darstellt, die nach allen Seiten offen ist. Dabei stellt heutzutage die USB-Verbindung zum Rechner die wichtigste Schnittstelle dar, bei der es mit Sicherheit auch bleiben wird. Diese Einschätzung stammt nicht von mir, sondern von Andreas Koch, dem Designer des digitalen Inventars des MPS-3; gleichzeitig ist Koch zusammen mit Jonathan Tinn Inhaber der 2008 gegründeten Firma Playback Designs.

Koch kann auf eine lange, erfolgreiche Karriere auf der professionellen Seite der Audioindustrie zurückblicken und war für Studer Revox, Dolby Labs, Studer Editech, Sony und EMM Labs als Entwickler tätig. Er gehörte etwa zu den führenden Köpfen bei der Entwicklung einer der weltweit ersten digitalen Band-maschinen, wirkte bei der Festsetzung des SACD-Standards mit, entwarf mit seinem Designteam den ersten Multichannel-DSD-Recorder und -Editor (Sonoma Workstation) und entwickelte unter anderem Multichannel-DSD-Wandler sowie DSD-Prozessor- Algorithmen für die Konvertierung zwischen PCM und DSD. Bei Dolby war Koch für drei Jahre als First Digital Design Engineer tätig, bei EMM Labs schließlich entwarf er die komplette digitale Architektur sowohl für Consumer- als auch für professionelle Audiokomponenten. Zu seinen Arbeiten zählt auch ein diskret aufgebauter D/A-Wandler und eine einzigartige Technik für das „clock management“ bei digitalen Eingängen.

FPGAs als Wandler

Beides hielt auch Einzug in den MPS-3, der eine völlig andersartige digitale Signalverarbeitung aufweist. So verfügt er tatsächlich nicht über die üblichen Wandlerchips, sondern über einen diskret aufgebauten D/A-Wandler, wobei „diskret“ hier bedeutet, dass keine Standard-Chips, sondern frei programmierbare Gate Arrays (Field Programmable Gate Arrays, kurz: FPGAs) zum Einsatz kommen. Zudem wurden an Stellen, wo die üblichen Operationsverstärker als nicht gut genug befunden wurden, Einzeltransistoren verbaut. Intern arbeitet der MPS-3 dabei mit der doppelten DSD-Datenrate, was 128-faches „Upconverting“ bedeutet. Filter kommen lediglich für 44- und 48-kHz-Daten zur Anwendung, hier verhindert ein „Apodizing“-Filter beim Upsampling Vorschwinger-Effekte (Pre-Ringing).
Eine weitere Besonderheit ist das sogenannte PDFAS (Playback Designs Frequency Arrival System), mit dem die üblichen PLLs (Phase Locked Loops), die der Jitterreduzierung dienen, überflüssig werden. Andreas Koch löst das Problem elegant auf rein digitaler Ebene: Er beschreibt Jitter als analoges Signal, das mit einem von seiner Natur her digitalen Signal (der Sample Rate) vermischt ist, hebt beides auf die digitale Ebene und subtrahiert dann den Jitter aus dem Takt heraus. Unter anderem, so der Entwickler, sei damit, solange nur die Information komplett ist, die Qualität der digitalen Quelle praktisch egal – womit seine Wandler immer dasselbe klangliche Ergebnis brächten, unabhängig davon, ob ein billiger Discman, ein Rechner oder ein High-End-Laufwerk angeschlossen sei! Im Prinzip, so Koch, löse seine Wandlertechnik auch alle Probleme, die im Zusammenhang mit der Taktung hereinkommender Signale stünden, während „normale“ D/A-Wandler auf ihrem gesamten Signalweg bis hinter den Wandlertrakt durchlässig für die auf der Zeitachse existierenden Schwierigkeiten seien. Außerdem umgehe man so fundamentale kritische Punkte in herkömmlichen Wandlerbausteinen.

Ausgangsstufe mit Lorbeeren

Was nach dem Wandlertrakt auf analoger Ebene passiert, ist bekanntermaßen nicht weniger klang-entscheidend. Die von Bert Gerlach – der hierzulande ja schon mit seinem Vorverstärker Finitus Puralio Lorbeeren errang – designte Ausgangsstufe des MPS-3 ist diskret aufgebaut, vollsymmetrisch, auf einem Keramik-Board umgesetzt und greift natürlich auf eigene, von der Digitaltechnik strikt getrennte Stromversorgungen zurück.

Im Verstärker setzt Gerlach auf seine CCB-Technik (Constant Current Biasing) – die auch in dem 2007 präsentierten Puralio steckt – und auf möglichst hohe Bandbreite. Mit seiner niedrigen Ausgangsimpedanz sollte der MPS-3 problemlos auch mit längeren Kabelverbindungen oder niederohmigen Eingängen fertigwerden. Wie gut diese Ausgangsstufe sein muss, beweist das Hörergebnis …
Zuvor müssen wir aber über einen kleinen, durchaus akzeptablen Wermutstropfen im Playback-Menü reden, nämlich über ein Restrauschen, das wohl der speziellen Architektur des Players geschuldet ist, der zudem keine Filter besitzt, insbesondere keine für das Quantisierungsrauschen im DSD-Betrieb. Damit bleibt bei normalen Hörpegeln ein kleines Restrauschen stehen, das man erbsenzählerisch mit dem Ohr am Lautsprecher wahrnimmt, das in der Praxis und im üblichen Hörabstand aber nicht relevant ist. Was jedoch gar nicht geht, ist, etwa den Pegelsteller eines Softwareplayers zu benutzen – der MPS-3 besitzt ja keinen – und einen Endverstärker direkt anzufahren; der Wandler rauscht dann einfach zu stark. Im Klartext: Ein Vorverstärker hinter dem MPS-3 ist unbedingt nötig, ein passiver Pegelsteller, etwa in Form eines Autotrafo-Stellers, tut es auch.
Daraus, dass mich diese Maschine schlicht umgehauen hat, will ich kein Geheimnis machen – es ist schlicht der beste Player und insbesondere D/A-Wandler, den ich jemals gehört habe. Mit großem Abstand übrigens. Sich dabei zu sehr auf DSD zu kaprizieren, halte ich allerdings für falsch. Ja, DSD scheint mir schon gegenüber PCM mit 24/96 oder 24/192 noch klangliche Vorteile zu bieten, die Doppel-DSD-Geschichte (DSD128) legt sogar noch mal ein Scheibchen drauf. Doch darauf kommt es eigentlich gar nicht so sehr an, wenn es auch inzwischen fast so aussieht, als könne sich DSD zu Recht als höchster audiophiler Download-Standard etablieren.
In der Praxis ebnet die native Qualität einer Aufnahme die Unterschiede zwischen DSD und HD-PCM völlig ein; erstklassig gemachte Konserven im CD-Standard spielen wunderbarerweise ebenfalls noch in dieser Liga mit. Die beste Nachricht im Hinblick auf diesen außergewöhnlichen Player ist wohl das, was er bereits aus „simplen“ 16 bit/44 kHz heraus- holt; er klingt deutlich griffiger, dreidimensionaler und farbiger als alles, was ich bisher gehört habe. Und ginge es nur um Grob- und Feindynamik, würde ich ihn ohne viel Federlesens mit einem 40-prozentigen Vorsprung aufs Siegertreppchen heben. Doch da ist noch mehr, viel mehr, auch in puncto Tiefton-Definition: So federnd, so fein differenziert und ausdrucksstark hörte sich Digital noch nie an; am anderen Ende des Frequenzspektrums entlarvt der MPS-3 mit geschmeidiger, nie nervender Glätte, aber immensem Informationsgehalt bisher störende Artefakte, die wohl auf das Konto herkömmlicher Wandlertechnik gehen. Die alte Mär, dass gute digitale Wiedergabe „wie analog“ klingen müsse, drehe ich in diesem Fall ohne schlechtes Gewissen um: Ich wollte, (m)ein Plattenspieler klänge so …
Das alles tut der Playback Designs auch als ganz normaler CD-Player, wenngleich ein und dieselbe Disc aus der Festplatte heraus nochmals zulegen kann, und sehr gute HD- und DSD-Aufnahmen beweisen schließlich, wie faszinierend sich Computer-HiFi in voller Ausbaustufe anhört. Die Zukunft der Silberscheibe ist damit endgültig entschieden: Sie weicht einem flexiblen, zukunftsfähigen, viel bequemeren System, das mit dem MPS-3 zu einer Form aufläuft, die man unbedingt gehört haben sollte, um zu wissen, in welch luftiger Höhe in Zukunft die Latte hängt!

www.gaudios.net


DSD-Dateien

Tatsächlich triff t man bei Downloads von DSD-Audio auf drei mögliche Datei-Endungen, nämlich .dff (von Philips, aus dem Jahr 2000), .wsd (vom 1-Bit-Konsortium 2002 kreiert) oder .dsf (Sony, 2005, flexibler als .dff in Bezug auf mitgelieferte Metadaten). Davon sollte man sich nicht beirren lassen: Die üblichen High-End-Verdächtigen unter den aktuellen Softwareplayern unterstützen alle drei Formate und quittieren mit der Meldung „DSD“. Ein kostenloses DSD-File zum Ausprobieren findet man beispielsweise unter www.cybele.de, jede Menge audiophilen DSD-Stoff natürlich bei www.highresaudio.com. Die neueste Version von Audirvana, die mir allerdings mit mehr Fehlermeldungen eher unangenehm auffiel, bietet unter „Einstellungen“ die Funktion „Add Files to iTunes“, was auch einwandfrei klappt.


DoP – DSD over PCM
Im Prinzip wurde der von der Industrie nun allseits unterstützte, aber noch nicht endgültig festgelegte DoP-Standard dazu geschaffen, Computer-Betriebssysteme zu überlisten. DoP ist eine Methode, um DSD-Audio als PCM zu „tarnen“, damit die Daten via USB weitergereicht werden können. Der USB-Standard unterstützt eine ganze Reihe von Audio-Formaten sowie ein universell verwendbares RAW-Format, das jedoch nicht für DSD verwendet werden kann, weil die Betriebssysteme nicht mitspielen. Windows ist an sich limitiert auf PCM mit maximal 96 kHz, deshalb ist hier die Installation des bekannten ASIO-Treibers notwendig, der auch DSD ohne Limitationen in Bezug auf Wortbreite und Sample Rate unterstützt, es deshalb innerhalb des RAW-Formats über USB herausreichen kann. Die an sich grundlegend besser für Audio geeignete Mac- Plattform unterstützt ab OS 10.7 jedoch nur noch PCM in Bezug auf USB-Treiber und CoreAudio (jener Teil von OS, der sich um Audio kümmert), womit DSD praktisch vor der Tür stehen bliebe. Der Trick ist nun, DSD innerhalb eines PCM-Formats von 24 bit/176,4 kHz zu verstecken und von dem 24 Bit großen PCM-Frame einen acht Bit breiten Streifen abzuschneiden und ihn den verbleiben- den 16 Bit (die DSD enthalten) als DSD-Marker voran- zusetzen. Damit schleust man DSD in Form von PCM durch und die Empfängerseite (also der Wandler) erkennt an den Markern, ob es sich um PCM oder DSD handelt, und kann entsprechen umschalten.

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.