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Musical Fidelity Midi Anlage

Musical Fidelity: EINER FÜR ALLE(S)

Bodenhaftung – und trotzdem High-End-Klang. Das könnte das Motto hinter neuen Musical-Fidelity-Komponenten sein, von denen ich nicht weiß, ob ich sie als „Mini“ oder „Midi“ titulieren soll. Beides führt jedoch in die Irre. Der uralte Reflex, allein anhand der Größe auf die klangliche Rangordnung zu schließen, funktioniert ja spätestens seit jenem Zeitpunkt nicht mehr, als hochintegrierte Elektronik langsam auch im High-End-Bereich hoffähig wurde. Dass die alten 43-Zentimeter-Bausteine dann für ein paar Jahre mit mehr Luft als Technik in den Gehäusen daherkamen, dürfte aber der Vergangenheit angehören. Allenthalben signalisieren nun deutlich kompaktere, in den meisten Fällen sogar gut aussehende HiFi-Komponenten, dass die Ära spezialisierter Einzelbausteine noch lange nicht ihrem so oft prophezeiten Ende entgegengeht. Was wir stattdessen erleben, ist – auf reiner Baugruppen-Ebene – nicht nur eine beispiellose Miniaturisierung bestimmter Funktionalitäten, sondern vielmehr die Geburt ganz neuer Geräteklassen.

Alleskönner mit CLiC

Der Musical Fidelity M1-CliC! ist ein perfektes Beispiel dafür, was man heutzutage alles unter kleine Hauben packen kann, nämlich Vorverstärker, D/A-Wandler, Streamer oder auch, anders ausgedrückt: Schaltzentrale, Internetradio, Streaming, Wi-Fi, Internet und Dockingstation … „High Performance Universal Music Controller“ ist deshalb kein zu hoch gegriffenes Marketing-Argument, sondern Realität – von der man noch vor zehn Jahren bestenfalls geträumt hätte. Und dass dies alles in ein Kästchen mit den Maßen 22 x 10 x 30 Zentimeter passt, käme mir immer noch als reine Science-Fiction vor, wäre ich nicht auch Besitzer eines Smartphones, das mich zu allen unpassenden Gelegenheiten vollsülzt und sogar meine irritierten Antworten versteht.
Immerhin kann ich mich via iPhone auch mit dem M1- CLiC! „unterhalten“, es gibt inzwischen, wen wundert’s, eine App dafür. „Die vorbildliche Verknüpfung der digitalen mit der analogen Welt“, so der Hersteller, bietet aber auch – bevor Puristen jetzt nicht weiterlesen – Analogeingänge, die das Signal bis zu den Ausgangsbuchsen auf der analogen Ebene belassen. Das ist sicher eine gute Nachricht für jene, die – wie ich – den digitalen Funktionsumfang eines solchen supermodernen Geräts durchaus begrüßen, aber andererseits wenig davon halten, das Signal ihrer Phonostufe spätestens im „Vorverstärker“ digitalisiert zu sehen. Apropos Phonostufe: Mit dem uns zur Verfügung gestellten Dreierpack aus M1-CLiC!, dem CD-Laufwerk M1-CDT und der Endstufe M1-PWR ist das M1-Arsenal von Musical Fidelity keineswegs erschöpft; so stehen etwa eine Referenz-Phonostufe namens M1-ViNL sowie ein Kopfhörerverstärker/Vorverstärker mit der Bezeichnung M1-HPA zur Verfügung. Ebenfalls unterhalten kann sich der Musical Fidelity CLiC! natürlich auch mit einer mitgelieferten Fernbedienung, die zudem das CD-Laufwerk anspricht; wer also nicht auf die Smartphone-Geschichte steht, darf sich an einer Infrarot-Verbindung erfreuen, die erstaunlich guten Empfang besitzt, es funktioniert meistens sogar „um die Ecke“, sprich: ohne direkte Sichtverbindung zum Gerät.

Streaming inklusive

Lassen Sie mich den Umfang dessen, was der Musical- Fidelity-Controller bietet, noch einmal schnell aufzählen: Er bietet Internetradio, „streamt“ Ihre Musik von einer Netzwerkfestplatte, entweder drahtgebunden oder drahtlos, er liest Memory-Sticks, iPhones, iPods sowie angeschlossene USB-Festplatten aus, er ist naturgemäß mit einem eingebauten D/A-Wandler ausgestattet, der zudem über digitale Eingänge angesprochen werden kann, er besitzt sowohl einen geregelten als auch einen Festpegel- Analogausgang, er kommuniziert als Soundkarte mit Rechnern via USB-Buchse und bietet darüber hinaus drei analoge Eingänge. Er ist via Fernbedienung oder über Smartphones oder Pads bedienbar, erlaubt Betriebssystem-Updates übers Netz und stellt Triggersignale zur Kommunikation mit anderen Komponenten der M1-Serie zur Verfügung. Uff! Habe ich noch was vergessen? Ja: Der M1-CLiC! besitzt ein aussagefähig großes Farbdisplay, sein 24-Bit- Delta-Sigma-Wandler akzeptiert bis zu 192 Kilohertz Samplingfrequenz und nimmt achtfaches Oversampling vor (das im Setup nicht abschaltbar ist). Was ich mir dagegen noch wünschen würde, wäre ein digitaler Ausgang (etwa um bedarfsweise den internen Wandlertrakt zu umgehen).

CD-Player inklusive

In Kombination mit dem gleich großen CD-Laufwerk M1-CDT sollten also kaum noch Funktions- oder Anschlusswünsche offenbleiben. Dieses Slot-Laufwerk, so die Engländer, sei von hoher Qualität und bietet Toslink-, SPDIF- und sogar AES/EBU-Digitalausgänge. Ansonsten gibt es zu dem Vier-Kilogramm-CD-Transporter nicht mehr viel zu sagen, außer vielleicht, dass sein winziges Display keinen User-Traum darstellt. Dass es zu dem Farbdisplay des Controllers so gar nicht passen mag, ist Geschmackssache. Aber: das M1-CDT werkelt wie alle Slot-Mechanismen geräuschvoll beim Einund Ausfahren, bleibt ansonsten jedoch unhörbar. Mehr kann man nicht verlangen. Kommen wir lieber schnell zum – für mich – heimlichen Star des Musical-Fidelity- Ensembles. Nämlich zur Endstufe M1-PWR.

D-Verstärker ohne Allüren

Ich sollte hier jetzt sicher nicht alten Schnee auftauen und erklären, dass D-Verstärker inzwischen einen derart hohen Reifegrad erreicht haben, dass sie konventionell gebauten Leistungsverstärkern in nichts mehr nachstehen. Das stimmt einerseits wirklich, andererseits ist hie und da noch insbesondere von Problemen mit Rauschen zu hören. Wenig praxisgerecht erscheint mir auch die Forderung, dass einige dieser Verstärker niemals ohne (Lautsprecher-)Last eingeschaltet werden dürfen – das geht erfahrungsgemäß irgendwann schief. Im Manual der M1-PWR findet man eine solche Warnung übrigens nicht. Der für seine Leistung wirklich kompakte, völlig allürenlose und standfeste, also offenkundig sauber durchentwickelte D-Amp ist mit 65 Watt an acht Ohm angegeben, an vier Ohm sollen satte 130 Watt zur Disposition stehen. Wer damit nicht auskommt, dem bietet sich die Option, die M1-PWR via Schalter in einen 200-Watt- Monoblock zu verwandeln. Und kaum weniger reizvoll scheint mir die Möglichkeit, mit Hilfe zweier Stereo-Endstufen Bi-Amping zu betreiben.
Aber egal, wie betrieben: 65 Watt sind bei meinen Lautsprechern (A23 Rondo mit Line-Magnetic-Hochtönern) ohnehin der reine Overkill. Viel wichtiger ist bei diesen hohen Wirkungsgraden etwa, ob der Amp rauscht; selbst minimales Restrauschen oder gar Brummen ist unter solchen Umständen nicht akzeptabel. Zu meiner Freude erwies sich die M1-PWR (und die ganze Musical-Fidelity-Kette) als blitzblank, der Geräuschspannungsabstand ist schlicht hervorragend. Und dass sich D-Amps erstaunlicherweise gut mit wirkungsgradstarken Schallwandern (inklusive Hörner und Breitbänder) vertragen, ist nicht erst seit dem frühen Hype auf batteriebetriebene Mini-D-Verstärkerchen eine bekannte Tatsache. Die M1-PWR macht da keine Ausnahme und erwies sich als echtes Sahneteil, mit straffem, aber auch sehnigem Klang ganz ohne Nervigkeitseinschlag. „Liquid“ würden amerikanische HiFi-Fans dazu sagen und damit den Nagel auf den Kopf treffen. Dass der Endverstärker eine Spur schlanker klingt, als seine Watt-Muskeln vermuten lassen, passt ins detailreiche, aber keineswegs überanalytische Bild; dass er ein wenig sachlicher als meine gewohnten Trioden agiert, stellt keine Kritik dar, sondern eine simple Feststellung. Lassen Sie es mich mal anders ausdrücken: Ich könnte mit dieser Endstufe problemlos leben.
Der CLiC! dagegen schmeichelt sich bei mir schlicht durch seine Alleskönner-Fähigkeiten ein. Es gibt ja praktisch nichts, was er nicht kann, also hängt bei mir außer dem Netzwerk auch simpel der Mac via USB dran, zudem ein externer Wandler an der „AUX“-Buchse. Im Teamwork mit dem Transport sind so aufschlussreiche Vergleiche möglich, die übrigens nicht zugunsten der CD im Laufwerk ausgehen. Sorry: Dieselbe Disc ab Festplatte klingt besser. Und ich vermute, dass mich nur ein sehr aufwendiger, sehr teurer CD-Player zu einer anderen Meinung bringen könnte. Apropos A/D-Wandler: Das im CLiC! eingebaute Exemplar klanglich zu übertreffen ist möglich, allerdings sollte man dann willens sein, einen Preis zu zahlen, der jenen des kompletten CLiC! noch um einen Tausender übertrifft … Mit anderen Worten: ich bin auch mit dem CLiC!-Klang mehr als nur zufrieden, wir lassen die Kirche folglich im Dorf und sparen unser Geld für Lautsprecher auf. Davon ganz abgesehen ist das Faszinierende an der Musical-Fidelity- Kombi der Funktions-Umfang – ich hätte diese Geschichte auch mit dem bekannten Slogan „Entdecke die Möglichkeiten“ betiteln können, denn genau das trifft es am besten.

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