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Accuphase E-600

Accuphase E-600 Class A Vollverstärker

Accuphase E-600 – Der Goldstandard

Seit vier Jahrzehnten steht die Marke mit dem geschwungenen „A” für alles‚ was High End wirklich wertvoll macht. Mit dem Accuphase E-600 darf man erstmals sogar von „2 in 1” träumen

Er soll voller Vertrauen sein, der ideale Highender. Er soll sich bei Fragen und Wünschen jederzeit vertrauensvoll an seinen Fachhändler wenden (können). Er soll diesem dann auch vertrauensvoll eine beträchtliche Summe in die Hand drücken (können). So funktioniert die High-End-Szene, und das ist gut so. Oder besser: So sollte die Szene funktionieren. Der Kunde ist auf der Suche nach dem Besten für sein Geld, hat eine gewisse Vorstellung zum Budget und eine entsprechende Summe in der Hinterhand, griffbereit auf Abruf. Der Fachhändler, als Anbieter des hoffentlich Besten, ist sein Partner. Ein echter Fachmann. Ein Vollsortimenter. Freundlicher Dienstleister und kompetenter HiFi-Reiseführer in einer Person. Wissen Sie was? Ich kenne nicht nur jede Menge „Suchender“, ich kenne auch einige solcher Fachhändler. Auffällig häufig führen diese eine ganz bestimmte Marke in ihrem Portfolio. Und wenn man erst einmal einen tieferen Einblick hinter die Kulissen gewonnen hat, dann wundert es auch überhaupt nicht mehr, dass die Gerätschaften dieser Marke fast immer zartgülden schimmern, einen absolut stilsicheren Familienauftritt pflegen und auch stets mit einem respektablen Preisschild ausgestattet sind. Überhaupt keine Frage: Accuphase ist eine echte Institution auf dem High- End-Markt. Natürlich kommt auch die Kompetenz des dazugehörigen Fachhändlers nicht von ungefähr. Sondern vom exakten Gegenteil, von einem hochseriösen, überaus engagierten Vertrieb. Sie sagen, das sei ja ganz alte Schule? Genau das soll es sein! Hinter dem vertrauenswürdigen Fachhändler mit seiner Lieblingsmarke Accuphase steht die geballte Power eines Vertriebs, der sich in der Öffentlichkeit betont zurückhaltend gibt. Das respektiere ich natürlich. Daher sei an dieser Stelle nur ein einziges Detail genannt, das zu denken geben darf: P.I.A. ist der Deutschland-Distributor von Accuphase ohne Unterbrechung seit der Gründung vor gut 40 Jahren (noch mal zum Mitschreiben: seit vierzig Jahren!), und trotzdem würde sich das eingeschworene, unbeugsame P.I.A.-Team niemals, wirklich niemals in den Vordergrund stellen. Ehrensache. Mit der schlichten Feststellung, dass die Dinge im Hause Accuphase seit Anbeginn äußerst seriös und sauber geregelt und auch weiterhin auf konstante Qualität ausgelegt sind, können wir uns jetzt ganz einem neuen Produkt aus eben diesem Hause zuwenden: Der E-600 stellt ab sofort das Topmodell von derzeit vier Vollverstärkern dieser Marke dar. Er löst damit den vor fünf Jahren vorgestellten E-560 ab und sieht diesem derart ähnlich, dass auch ausgewiesene Accuphase-Experten schon ganz genau hinschauen müssen. Na gut, der Sechshunderter bringt 700 Gramm mehr als sein Vorgänger auf die Waage, doch auch dieser Unterschied fällt bei rund 25 Kilogramm nicht wirklich auf. Interessanter sind die feinen Zwischentöne, mit der Accuphase sein neues Modell im Portfolio positioniert. Selbstverständlich soll der ambitionierte E-600 wieder das Machbare der Vollverstärker-Zunft darstellen, diesmal jedoch zielt der 600er – Ohren gespitzt – „auf das höhere Leistungsniveau von separaten Komponenten“ ab.

Interessanterweise ist der 600er, trotz des nochmals gesteigerten eigenen Anspruchs, nicht teurer, sondern sogar etwas preisgünstiger geworden. Ein durchaus feiner Zug, zumal das technische Paket ja keineswegs schmäler geschnürt wurde. Der E-600 ist traditionsgemäß derart opulent ausgestattet, dass man sich diesbezüglich direkt in die sagenhaften siebziger Jahre versetzt sieht. Nach kurzer Erstinspektion fehlt einem bekennenden Traditionalisten eigentlich nur ein Plattenspielereingang, den Neuzeitlichen wiederum ein Digitalboard. Beides ist natürlich kein Problem, der Verstärker ist bestens vorbereitet, und zwar für beide Fälle. In der markentypischen Mischung aus professioneller Tonstudiotechnik und High-End-Anfassqualität lässt sich der 600er mit passenden Steckmodulen für jeden persönlichen Anspruch konfigurieren, auch weitere Line-Eingänge sind verfügbar. Der Einbau respektive Austausch solcher Module ist eine Sache von Sekunden. Ich liebe so etwas!
Tatsächlich ertappe ich mich nach dem Aufstellen des Amps im Rack des öfteren dabei, aus lauter Spaß an der Freude hier zu drücken und dort zu drehen, die markante Frontblende auf Knopf¬druck auf- und mit dem Finger sanft wieder zuzuklappen, das Display aus- und wieder einzuschalten. Insbesondere der Lautstärkesteller hat es mir so richtig angetan. Wie der sich anfässt, dreht und bedienen lässt, dieser sahnig laufende Drehknopf mit sattem Links- und Rechtsanschlag, das ist ein wahres Vergnügen. Genauer betrachtet ist der Lautstärkesteller nicht nur die haptisch herausragende Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine (tut mir leid, liebe mitgelieferte Fernbedienung, aber mit diesem Traumteil kann deine Wippe leider nicht ganz mithalten), er symbolisiert geradezu den Anspruch von Accuphase, das Leben von Musikliebhabern und HiFi-Fans verschönern zu wollen. Bei mir hat das jedenfalls auf Anhieb geklappt, ich freue mich bei jeder Drehbewegung, und sei diese noch so klein. Dabei zeigt ein kleines Display den jeweils eingestellten Lautstärkewert zusätzlich noch in Klartext an, was beispielsweise das Wiederfinden einer bestimmten Einstellung erheblich vereinfacht. Nein, eine bessere Lösung als diese habe ich noch nicht erlebt. Und gehört vermutlich auch noch nicht: Hinter dem schlicht-schönen, genau richtig dimensio¬nierten Drehknopf steckt schließlich die äußerst aufwendige AAVA-Lautstärkeregelung. Dieser „Accuphase Analog Vari-gain Amplifier“ wurde einst für die Nonplusultra-Vorstufe des Hauses entwickelt, findet sich mittlerweile aber in allen Verstärkern des Hauses. Der klar hörbare Vorteil dieser extrem rauscharmen Fein¬einstellung mit über 65 000 „Stufen“ – also mit vollem analogen Gefühl über die gesamte Regelbreite – war offenbar zu verlockend, als dass man darauf hätte verzichten wollen. AAVA ist für mich „Enrich life through technology“ in Reinform.
So ausführlich könnte ich jetzt problemlos von ungefähr zwei Dutzend weiteren Accuphase-Spezialitäten schwärmen. Unterdessen hat aber der E-600 – der übrigens keine Standby-Funktion kennt, sondern klassisch über einen „harten“ Netzschalter in Betrieb genommen wird – seine Betriebstemperatur erreicht. Er möchte loslegen. Und sein perfekt passender Spielpartner Accuphase DP-550 auch.
Doch der begleitende SACD-Player ist noch nicht alles, was die „Vollversorgung“ seitens Accuphase betrifft. Zwischen Player und Amp kommt jetzt noch ein Accuphase-Verbindungskabel zum Einsatz, das im Verlauf der nächsten Wochen einige bestens beleumundete und durchweg teurere Strippen zwar nicht deklassieren, aber im Gesamteindruck überflügeln wird. Für die beiden „Goldstücke“ kann ich schlicht nichts Besseres finden als dieses so unscheinbare Cinchkabel.

Und damit bin endgültig bei der entscheidenden Frage angelangt, die einen Musikliebhaber wie mich umtreibt: Wie klingt’s denn nun? Welchen Klangcharakter darf ich vom E-600 erwarten? Die Gegenfrage dazu liegt nach diversen Versuchen mit unterschiedlichsten Schallwandlern auf der Hand: Wie klingt grundsätzliche Überlegenheit? Wie klingt wirklich unverfälschtes High End? Denn der E-600 gibt sich aus klanglicher Sicht nicht die geringste Blöße, nicht ein einziges Mal. Und es fühlt sich gut an, wie der Class-A-Verstärker nominell „garantierte“ 30 Watt pro Kanal an 8 Ohm liefert, die man in bester Accuphase-Tradition für 4 Ohm verdoppeln, an neuzeitlichen 2 Ohm sogar vervierfachen darf. Das ist für die meisten Lautsprecher ein wirklich völlig „ausreichendes“ Maß. Die mannshohe Focal Maestro Utopia beispiels-weise, ein elektroakustisches Vergrößerungsglas mit höchstem Anspruch an seine Zulieferer, bringt der E-600 überzeugend zum Tanzen und Beben und Glänzen. Die winzige, enorm mitteilsame KEF LS 50 läuft mit dem Japaner gar zu einer derartigen Höchstform auf, wie ich sie der anspruchsvollen Koaxial-Britin wirklich nicht zugetraut hätte. Danke, E-600! Einzig wenn es mal so richtig hoch her geht in den tiefsten Lagen, wenn tatsächlich reine Leistung (und nicht Klangqualität) gefordert ist, dann meldet der Sechshunderter – übrigens sehr gut abzulesen an seinen Präzisions-Messinstrumenten auf der Front –, dass es Zeit ist für einen winzigen Linksdreh am geliebten Volume-Knopf. Und sofort ist der extrem durchsichtige Raumeindruck wieder völlig intakt, stehen die Musiker zentimetergenau auf ihren präzise zugewiesenen Plätzen. Faszinierend, wie man kleinsten Details bis in die hinterste Raumecke nachspüren kann. Man sieht geradezu holografisch in den Konzertsaal hinein, lässt sich von den eher versteckten Soundtüfteleien eines Roger Waters oder Boris Blank (Yello) umhüllen und begeistern – das Vergnügen ist riesig, bricht immer wieder urplötzlich aus scheinbar bekannten Einspielungen heraus und ist natürlich ganz auf meiner Seite. Mit angemessen effizienten, breitbandigen Lautsprechern scheint es mir schon nahezu grenzen-los zu sein – sowohl in puncto Raumeindruck als auch pegelmäßig. In der Tat ist nur sehr schwer vorstellbar, ja, ich bezweifle es regelrecht, dass oberhalb von dieser restlos überzeugenden Vorstellung eines Vorzeige-Vollverstärkers klanglich noch erheblich „mehr“ möglich sein soll. Ich vermisse jedenfalls rein gar nichts, fühle mich zudem in Gesellschaft des großen Integrierten pudelwohl und genieße es, dass er jeden Auftrag picobello sauber „ab-liefert“. Eigentlich sehe ich derzeit nicht einmal einen konkreten Anlass, um auf separate Komponenten des Hauses umzusteigen. Insofern wird der Anspruch des neuen Flaggschiffs, in den noch schöneren Gewässern der großen Geschwister mitzusegeln, voll erfüllt. Unter HiFi-Gesichtspunkten ist der Accuphase E-600 als Universalwerkzeug einzuordnen. Ein im besten Sinne klassisches Werkzeug für Profi s (und Liebhaber), das sich den Herausforderungen der Neuzeit nicht verschließt, sondern diese standes-gemäß, wohlüberlegt und souverän willkommen heißt! Der optionale Einschub DAC-40 mit seinen drei Digitaleingängen zum Beispiel klingt viel besser, als sein Preisschild im Vorfeld suggeriert, ebenso die Phonokarte AD-30 – beide passen damit perfekt zum E-600 und lassen sich jederzeit mühelos nachrüsten. Die Zukunft kann also kommen! Es ist diese frappierend unspektakuläre, alles durchdringende Echtheit, zugleich die Abwesenheit jeglicher Euphonie und anderer Süßstoffe, die den E-600 quasi zum Maß aller ambitionierten Vollverstärker erheben. Selbst wenn ich als „Anlageberater“ nicht für High-End-Audio, sondern in der Vermögenswirtschaft tätig wäre, würde ich den Sechshunderter glatt als neuen Goldstandard definieren und notieren!

www.pia-hifi.de

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